Pressestimmen zu ihrer letzten großen Tournee 2005

MILVA erhält Bundesverdienstkreuz

Bundespräsident Horst Köhler hat der Sängerin MILVA Biolcati das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Hiermit wird die ausserordentliche Karriere von MILVA gewürdigt, einer Künstlerin, die auch in Deutschland einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt hat.

Die Ordensüberreichung fand am 1. Juni 2006 im Piccolo Teatro in Mailand im Anschluss an die Bühnenaufführung "Milva singt Brecht" statt. Der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland, Folkmar Stoecker, hat der Sängerin das Bundesverdienstkreuz persönlich übergeben.

 

Dpa berichtet über die Premiere am 03. Februar 2005 in Lübeck

Lübeck – Sie ist ein Temperamentbündel trotz ihrer 65 Jahre. Wie eh und je wirbelt sie über die Bühne, wiegt sich aufreizend in den Hüften, wirft ihre rote Lockenmähne in den Nacken. Und doch heißt es für die deutschen Fans jetzt Abschiednehmen von Milva.

In der mit rund 1200 Zuhörern gefüllten Musik- und Kongresshalle in Lübeck hat „La Rossa“ am Donnerstagabend ihre Abschiedstournee begonnen. Sie wird die italienische Sängerin bis zum 7. März in 22 Städte in Deutschland und der Schweiz führen.

Mehr als 40 Jahre lang hat Milva auch in Deutschland Erfolge gefeiert und sich eine treue Fangemeinde erworben. Es sind in der Mehrheit Menschen jenseits der 40, die ihre Lieder schätzen. Und sie werden nicht enttäuscht. In ihrem Tourneeprogramm mit dem vielversprechenden Titel „All meine Lieder von Liebe“ tauchen all die Klassiker auf, die die Konzertbesucher hören wollen: „Freiheit in meiner Sprache“, „Zusammen leben“, „Ich hab keine Angst“ und natürlich „Hurra, wir leben noch“. Daneben haben es die neuen Titel, die Milva singt, schwerer. Es sind Lieder von ihrer neuen CD „Milva canta Marini“ nach Gedichten der Italienerin Alda Merini, komponiert von Giovanni Nuti, mit dem Milva auch im Duett singt. Sie habe darum kämpfen müssen, diese Lieder im Fernsehen singen zu dürfen, deshalb wolle sie sie auf ihrer Abschiedstournee dem Publikum vorstellen, hatte Milva im Vorfeld der Tournee erklärt.

Das Programm gibt Milva noch einmal Gelegenheit, die ganze Bandbreite ihres Könnens zu zeigen. Ihre volle Altstimme mit dem leicht rauchigen Timbre kommt in ihren frühen Liedern von Mikis Theodorakis ebenso gut zur Geltung, wie in den Chansons von Edith Piaf oder dem Lied von Mackie Messer aus der „Dreigroschenoper“ von Kurt Weill und Bertolt Brecht. Die Rolle der Seeräuber-Jenny in der „Dreigroschenoper“ hatte Milva übrigens in Deutschland zum Durchbruch verholfen. In der Folgezeit hat sie immer wieder Abstecher auf die Opernbühne gemacht, wie zum Beispiel als Prinz Orlowsky in Johann Strauß´ „Die Fledermaus“.

Auch wenn sie anstrengende Konzertreisen nicht mehr unternehmen will: Die Fans werden in Zukunft nicht ganz auf Milva verzichten müssen. Sie hat bereits angekündigt, künftig noch in Fernsehshows auftreten und auch einzelne Konzerte geben zu wollen.



Lübecker Nachrichten am 05. Februar 2005

Umjubelter Auftakt zur Abschiedstournee von Milva
Eine Diva der besten Art

Von Jürgen Feldhoff
Wenn Milva ihre flammend rote Mähne in den Nacken wirft und mit ihrer dunklen, ganz leicht rauchigen Stimme anfängt zu singen, dann wird auch noch aus dem simpelsten Schlager eine hochdramatische Komposition mit Feuer und Emotion. Diese kleine Person, vor der Pause in weißer Bluse und schwarzer Hose, danach in schulterfreien Abendkleidern, gehört zu einer aussterbend Gattung: Milva ist eine echte Diva. Stil mit Können, Präsenz und Ausstrahlung haben viele andere auch, was bei der Italienerin hinzu kommt, ist das gewisse Etwas, was man eigentlich nicht erklären kann. Die Bühne ist voll, wenn Milva sie betritt, auch wenn sie ganz allein vor ihrem Publikum an der Rampe steht.
Singen kann sie auch immer noch, sehr gut sogar, die siebenköpfige Begleitband sorgte dabei für ein gelungenes Klang-Fundament. Man kennt die Lieder „Alexanderplatz“ oder „Zusammenleben“, natürlich auch „Freiheit in meiner Sprache“ und Klaus Doldingers „Hurra, wir leben noch“. Die aufrecht-linke Belehrungsmentalität vieler dieser Texte aus den 70er Jahren wirkt aus der Distanz eher seltsam, man hört die Lieder mit einem sanften, nostalgischen Lächeln, schließlich ist man ja auch älter geworden. Und doch ist das Gefühl von damals wieder da, wenn Milva singt. Sie ballt die Faust und blickt grimmig und entschlossen in die Runde bei den Versen „Wer wird als Frau denn schon geboren, man wird zur Frau doch erst gemacht“ – das waren Zeiten, als Lieder mit derart ambitionierten Texten noch Hits werden konnten.
Neben dem Vergnügen an der Erinnerung bot dieses Konzert aber vor allem die Begegnung mit einer Künstlerin, die jenseits des Schlagers Oper gesungen hat, Chansons und anspruchsvolle Lyrik-Vertonungen. 2002 war Milva an der Hamburgischen Staatsoper in Luciano Berios Oper „La vera storia“ zu sehen und zu hören, die Seeräuber-Jenny in der „Dreigroschenoper“ hat sie oft gesungen. Aus diesem Werk trug sie in der MuK die Ballade von Mackie Messer vor – man hörte eine ausgebildete Stimme, man sah eine Künstlerin mit großer Bühnenerfahrung und mit darstellerischer Klasse. Da konnte auch die gnadenlos übersteuerte Tonanlage keinen schrecken mehr verbreiten, das Publikum war begeistert, wie man es selten erlebt.
Milva spielte mit ihrem Publikum, sie wickelte es mit einem Augenaufschlag und einem Schulterzucken um den kleinen Finger. Die Moderationen in einer charmanten Mischung aus italienisch, deutsch und englischen Satzfragmenten wirkte sehr spontan und ehrlich – man kann sich vorstellen, dass die Sängerin sich in der Politik engagiert und gegen Silvio Berlusconi antreten will.
Aber ein rein nostalgisches Vergnügen blieb dieser beeindruckende Abend nicht. Milva stellte auch Lieder ihrer neuen CD vor, auf der sie Vertonungen von Geschichten der Italienerin Alda Merini singt. Giovanni Nuti hat diese Songs komponiert, recht ansprechend sogar, er sang mit Milva im Duett und durfte auch eigene Nummern vorstellen. Das störte nicht weiter, Milva kam bald wieder, und ihretwegen waren ja auch mehr als 1200 Zuhörer in die MuK gekommen. Und die Diva aus dem Süden gab alles, brachte den fast ausverkauften Saal immer wieder zum Toben, mit Melodien von Mikis Theodorakis etwa oder den pathetischen Sound-Gebirgen von Vangelis. Eine tolle Sängerin mit einer tollen Stimme – Milva gehört zum Besten, was man auf Konzertbühnen in diesem gehobenen Genre erleben kann. Ein wunderbarer Abend.




Süddeutsche Zeitung am 11. Februar 2005

Milva – Große Schauspielerin

Ingeborg Schober
Eine Diva! Milva verkörpert diesen arg strapazierten Begriff bis in die letzte Haarspitzen ihrer voluminösen, roten Lockenmähne. Die 65-jährige Italienerin beherrscht die Bühne der Philharmonie mit selbstbewusster Grandezza und Eleganz, wohl wissend, wie sehr ihr das Publikum zu Füßen liegt. Der Auftakt mit John Lennons „Mother“ als volltönendem Gospel, den sie in Mikis Theodorakis „Ich hab mich spät von dir befreit“ überleitet, war bereits eine Klasse für sich. „All meine Lieder von Liebe“ heißt ihre Abschiedstournee, nach der sie sich der Politik widmen möchte. Diese Lieder aus mehr als vier Jahrzehnten Bühnenkarriere von den unterschiedlichsten Größen der Musikwelt gab Milva mit unterkühlter Erotik und großen, aber sparsamen Gesten. Die waren bis ins letzte Detail perfekt einstudiert – ob sie nun auf unnachahmliche Art die Schleppe ihres Abendkleides anhob oder den strassbesetzen Mantel ablegte – Milva überließ nichts dem Zufall.
Die emotionale Tiefe, die man bei Liedern, wie „Ich habe keine Angst“ oder Edith Piafs „La vien en rose“ erwarten würde, ersetze sie durch ihre manierierte Theatralik, durch perfektionistische Distanz. Denn in erster Linie ist und bleibt sie eine Schauspielerin der Stimme, eine Interpretin der Worte, eine selbst geschaffte Kunstfigur, die ihre Vamp-Attribute kultiviert. Kein Wunder, dass „La Rossa“, wie man sie zu Hause tituliert, denn auch als Brecht-Weill-Darstellerin am meisten überzeugt. Allein, wie sie den Stuhl mit der Federboa für „ihre“ Seeräuber-Jenny aus der „Dreigroschenoper“ über die Bühne bugsiert, war eine solistische Leistung.
Dass doch noch mehr Gefühl und Sentiment ins Spiel kam, ist Giovanni Nuti zu verdanken, dem jungen, vielseitig begabte Komponisten, Texter und Sänger, der ihre aktuelle CD „Milva Canta Merini“ produzierte, und mit dunkler, weicher Stimme die frechen, Lyrischen Duette der italienischen Poetin Alda Merini herzerfrischend unbefangen anging. Selbstredend, dass auch hier Milva den Takt vorgab, um dann in einem opernreifen Piafschen „Milord“ zu schwelgen. Divissima!



TZ am 11. Februar 2005

Keine Nachfolgerin in Sicht
Philharmonie: Milva auf Abschiedstour

Rainer-R. Seipel
Da liegt man „La Rossa“, der rothaarigen Linken, natürlich zu Füßen, wenn sie im Zugabteil dazu auffordert, bei „Die Gedanken sind frei“ mitzusingen. Die ausverkaufte Philharmonie für ein paar Minuten: ein Konvent. Dabei waren alle aus anderen Gründen gekommen – „All meine Lieder von Liebe“ zu hören, die Milva auf ihrer letzten Tournee zu singen versprach.
Vierzig Jahre ist Milva jetzt im Geschäft, und da ist es dann doch ein Abend der größten Erfolge geworden. Natürlich viel Liebe, bis zurück zum „Zusammenleben“, auch angeknackste („Die Macht der Gewohnheit“), aber genauso „Mackie Messer“, „Milord“, „Liberta“ oder „Hurra, wir leben noch“ und natürlich „Je ne regette rien“, bei dem die große Chansonette ihre beeindruckende, hoch dramatische Altstimme abfeuert, dass es noch immer für Gänsehaut sorgen kann. Überhaupt dieses Stilmittel, Töne manchmal fast bis zum Schreien hinaufzuschrauben, um im nächsten Moment ins intime Piano zu fallen – es ist weit und breit keine Milva-Nachfolgerin in Sicht.
Ein bisschen störend im Programm allerdings die Auftritte von Giovanni Nuti, der die Musik zur aktuellen CD: „Milva canta Merini“ schrieb und nun während der Garderobenwechsel als Solosänger vorgestellt werden sollte. Da wäre es dem Publikum lieber gewesen, die glänzende Sieben-Mann-Band hätte die Pause allein gefüllt.



Abendzeitung am 11. Februar 2005

„Keine Stunde tut mir leid“
Milva begeistert bei ihrem Abschied in der Münchener Philharmonie

Adrian Prechtel
Die Philharmonie ist bis auf den letzten Platz gefüllt, das Licht geht aus und sie tritt auf hohen Schuhen ein. Die schwarze Hose und weiße Bluse geben ihr etwas Burschikoses, die rote Mähne das Unbezähmbare: Milva, die Diva – die man mit Recht so nennen kann, weil diese Frau neben aller Kunst auch ein Hauch der Geschichte umweht, verbunden mit Namen wie Mikis Theodorakis oder Giorgio Strehler.
„All meine Lieder von Liebe“ verspricht die Abschiedstournee. Aber bei Milva hat Liebe immer auch etwas mit Kraft, Befreiung, ja Politik zu tun – das gibt ihren Auftritten eine weitere Dimension. Und so ist ein Höhepunkt des ersten Teils das Lied „Freiheit in meiner Sprache“, das ihr Ennio Morricone komponiert hat. Milva singt es mit ihrer ungebrochenen, flehende, starken Stimme, die aber immer gerade soviel Sehnsucht in sich trägt, dass die Romantik nie in Kitsch kippt.
Nach der Pause trägt Milva ein schwarzes, enges Abendkleid, das sie für Brechts Mackie Messer (auf italienisch!) mit einer Federboa anreichert.
Es ist Milvas Kunst, sich Lieder der anderer anzuverwandeln, ohne eine Kopie des Originals zu sein. Und wenn sie den letzten Teil des Konzerts Edith Piaf widmet mit „Non, je ne reget rien“, ist das die aggressive Form des Liedes, das Peter Maffay für sie schrieb und eines der schönsten des Abend ist: „Keine Stunde tut mir leid“.
Milva führt noch immer ihre Lieder in einer kruden Mischung aus Italienisch, Englisch und eben Deutsch ein, das sie nie richtig lernen wird. Und dennoch gelingt ihr der intimste Moment mit einem deutschen Volkslied. Im Lichtkegel setzt sie sich auf der dunklen Bühne auf einen Lautsprecher ganz vorne an der Rampe und beginnt „Die Gedanken sind frei“ – und plötzlich klingt das Freiheitslied des Biedermeier, als sei es nur für sie komponiert. Und das Publikum singt es gebannt nur für sie mit.



Mitteldeutsche Zeitung - Sachsen-Anhalt,Germany

Ein unverwechselbares Spiel großer Gesten
Station auf der letzten großen Tournee <<All meine Lieder von Liebe>>


Von Bernd Martin
Das also soll es gewesen sein? Die letzte große Tournee von Milva? So recht mag man der plakativen Ankündigung der Künstlerin keinen Glauben schenken. Erst recht nicht nach ihrem Gastspiel am Dienstagabend im ausverkauften Leipziger Gewandhaus. "Alle meine Lieder von Liebe" - so der Titel ihrer aktuellen Tournee. Er hält, was er verspricht.

Trotz ihrer 65 Jahre hat sich Milva ihre einzigartige Faszination bewahrt: Wenn sie die Bühne betritt, gehört der Saal allein ihr - und sie tut alles dazu, dass das so bleibt. Das Volumen ihrer Stimme noch immer beachtlich, das Timbre unverändert unverwechselbar. Dazu die Inszenierung: Mehrsprachige Moderation, das Spiel mit Gesten, wie sie nur einer wahren Diva eigen sind. Zurückgenommenheit ins Naive jetzt, Explosion ins Laszive gleich darauf, schwarze Robe, weiße Boa - das ist die Tastatur der Temperamente, mit der Milva sich längst den Status einer Ikone erworben hat.

Komponist Giovanni Nuti, mit dem die Künstlerin ihr jüngstes Album "milva canta merini" aufnahm, unterstützt "La Rossa" als Duettpartner. Doch die ungeteilte Gunst gehört natürlich dem Star, der gegen Ende des Abends die leichte Zurückhaltung des ersten Teils aufgibt und mit einer Hommage an Edith Piaf das große Spiel der Emotionen entfacht. Milva genießt das Bad im Beifall, die Zuhörer heften sich förmlich an ihre Lippen, an die wehenden Enden ihres Kleides und die Spitzen ihrer noch immer rot strahlenden Mähne: Das war nicht ihre letzte große Tournee.



Leipziger Volkszeitung - Sachsen

Trotziges Kräftemessen mit dem Leben

Von Janina Fleischer
"Diejenigen, die denken, dass die Poesie Verzweiflung ist, wissen nicht, dass die Poesie eine stolze Frau ist und eine rote Mähne hat". Von der italienischen Dichterin Alda Merini stammen die Texte auf Milvas jüngstem Album. Diese klugen, ernsten, sehr poetischen Lieder vorzustellen, kam die Sängerin am Dienstagabend ins fast ausverkaufte Gewandhaus.

Doch eigentlich gelten "All meine Lieder von der Liebe" dem Abschied von den Konzertbühnen der Welt. Für immer - wie es heißt.


"Wenn der letzte Ton verklingt", spürt Milva "wieder mal diesen Rausch zwischen Wirklichkeit und Traum." Bei ihr scheint egal, aus welchem Jahr der Karriere ein Lied stammt. Da spielt es keine Rolle, ob es ihr von Maffay, Theodorakis, Morricone, Woitkewitsch, Vangelis auf denLeib geschrieben wurde oder sie zu den Zeilen gefunden hat. Nach über 40 Jahren ist die 65-Jährige so in ihren politischen Überzeugungen und emotionalen Ansprüchen verwurzelt, dass sie sich jeden Titel glaubwürdig aus dem Herzen reißen kann. Das Repertoire dieser Karriere, "ein bisschen autobiographisch", füllt eben keine Musicbox, in die man Erwartungen hineinwirft, damit Evergreens herauskommen.


Dank eigenwilliger Zusammenstellung gerät der Abschied nicht zur Hitparade. Zwischen all den bekannten großen Gesten und gemessenen Bewegungen arbeitet eine Kämpferin, die Partner sucht, nicht Huldigung. Die sich einem Text, einer Melodie inDienst stellt, für die selbst das Schlager- ein Charakterfach sein kann. Zur geschüttelten Mähne passt immer auch die geballte Faust - im stehend bejubelten "Hurra, wir leben noch", "Ich hab keine Angst", "Freiheit in meiner Sprache"... Wer reine Liebeslieder erwartet, wird zwar bestätigt vom Cello- und Geigen-lastigen Sound der siebenköpfigen Band, jedoch überrascht von einem zweistündigen Programm trotzigen Kräftemessens mit demLeben. Zwischen "Zusammenleben", "Die Macht der Gewohnheit", "Non, je ne regrette rien", "Mackie Messer" oder "La vie en rose" streut Milva die Verse Alda Merinis, vertont von Giovanni Nuti, der sie live singen darf.

Schließlich hockt die stolze Frau mädchenhaft am Bühnenrand auf einer Monitor-Box. Singt mit dem Publikum "Die Gedanken sind frei" und zeigt einmal mehr, dass es möglich ist, ganz frei und trotzdem Star zu sein.



Die Welt

Grandioses Abschiedskonzert in der Musikhalle

Nein, kein neues Album habe sie aufgenommen, korrigiert sich Milva mit ihrer warmen, gefühlvollen Stimme in der Musikhalle, sondern eine kleine, kalte Scheibe namens CD - und erntet für dieses kleine verbale Grazioso ein verständnissinniges Raunen im Publikum. Jeder hier hat noch ein persönliches Gefühl für Vinyl, erinnert sich gern der Zeiten, in denen Schallplatten noch trösteten und Milva hierzulande ihre ersten Erfolge feierte.

Zum letzten Mal auf großer Tour durch die deutschen Lande stillte die italienische Sängerin noch einmal live die Sehnsucht ihrer Hamburger Hörer nach ihren großen Liedern von gestern und heute. Im Alter von 65 Jahren, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, in ihrer Sangeskunst unverändert glaubwürdig und unendlich stilvoll zugleich, verabschiedete Milva sich mit einem zweieinhalbstündigen Best-of-Programm.

Wer die Augen schlösse, könnte das Alter der Signora übrigens keineswegs an ihrer Stimme erraten, die klingt so unverwechselbar und energiegeladen wie eh und je. Sie ist ihr virtuos beherrschten Instrument, das direkt aus dem Herzen spricht. Wer die Augen schlösse, verpaßte zudem die Grandezza der Signora im langen Abendkleid, die angedeuteten großen Gesten, die Mimik der Diva ohne Allüren, die Grenzen zwischen musikalischen Genres von Oper bis Volkslied außer Sichtweite überfliegt, und er verpaßte nicht zuletzt die wallende rote Lockenpracht.

Kongenial von ihrer siebenköpfigen Band begleitet, sang Milva Klassiker wie "Freiheit in meiner Sprache", ,,Mackie Messer", "Ich habe keine Angst" und "Hurra, wir leben noch". Sparsam ergänzt wurde das Programm um Lieder der aktuellen kleinen kalten Scheibe, die zum Teil vom Komponisten Giovanni Nuti höchstselbst vorgetragen wurden. Seine Auftritte boten nicht nur Milva kleine Auftrittspausen, sondern auch der Band die Chance, im Vordergrund zu glänzen. Schon von Standing ovations in die Pause geleitet, konnte Milva sich vor Schlußjubel kaum retten. Bravissimo!



Hamburger Abendblatt

Glanz, Gefühl und große Gesten
Milva: Die Diva begeisterte mit Hits, Chansons und Schlagern.

Von Birgit Reuther
Reifen Frauen erst im Alter zur Diva? Wenn ja, was unterscheidet die Grande von der durchschnittlichen Dame? Die Fähigkeit, so selbstverständlich über die Bühne zu laufen wie andere durch ihr Wohnzimmer? Oder die Pflicht, Berge von Blumen und Briefen eigenhändig und majestätisch zur Garderobe zu tragen? Milva bot am Montag in der gutgefüllten Laeiszhalle zweieinhalb Lehrstunden in der Kunst, sich zugleich entrückt und nahbar zu inszenieren.

Schon als Maria Ilva Biolcati ihr "Buona sera Amburgo" hauchte, tobte das Publikum. Die Fans verlangten große Gefühle. Und Milva beherrschte sie. Die 65jährige griff sich bewegt an die tiefdekolletierte Bluse, schwenkte die Arme raumgreifend gen Orchester. Es bedarf wohl jahrelangen Diven-Daseins, die Hand beim Singen so gekonnt und graziös zum Licht zu strecken. Eine verheißungsvolle Geste. Als würde sich aller Schmerz irgendwann in Sehnsucht auflösen.

"All meine Lieder von Liebe" versprach "la Rossa" auf ihrer letzten großen Tournee zu singen. Und so trieb sie ihre rauchige, mehrfach operierte Stimme durch ein Repertoire von Enrico Moricone über Edith Piaf bis zu Stücken ihres neuen Albums "Milva canta merini". Anfangs lässig in Hosen, nach der Pause in taillierten Kleidern. Die bekennende Linke proklamierte mit geballter Faust "Gleichheit, Freiheit und so weiter". Sie beklagte - mit markantem Akzent und gedehnten Silben - "Die Macht der Gewohnheit". Bei "Hurra, wir leben noch" gab die Italienerin die feurige Disco-Queen, zu Brechts "Mackie Messer" die derbe Femme fatale.

Milva trägt ihr dickes rotes Haar wie einen Umhang, ihr Alter wie eine Auszeichnung. So überflüssig wie die eigenwillige Lichtchoreographie war es daher, sich Giovanni Nuti als vermeintlich jugendlichen Kontrapunkt an ihre Seite zu holen. Zwar legten die zwei mit dem Sandalen-Song ein beschwingtes Duett hin. Doch das Tänzeln des Sängers und Komponisten wirkte anbiedernd, sein Lächeln einbetoniert. Diven sind eben weiblich - und verwechseln Pathos selten mit Peinlichkeit.

Bravissimo!



Pressestimmen der früheren Tourneen

Deutsche Presseagentur
‚Hamburg lag Milva zu Füßen, denn wohl jeder spürte: hier sang eine große Könnerin, eine Ausnahmeerscheinung im Showgeschäft.'

Der Abend, Berlin
‚Viva Diva Milva! Sie kam, sang und siegte. Auf dem Podium, wo sonst die Philharmoniker unter den besten musikalischen Strategen ihre Siege über das Publikum erringen, zog die "Anna Magnani des Gesangs" die Register ihrer Stimmbänder, das die Oktav-Capriolen ihrer klassischen Kolleginnen wie eine musikalische Vorschule ausnehmen.'

Münchener Merkur
‚Sie macht auch noch Schnulzen zum Kunst-Ereignis.'

Stuttgarter Zeitung
‚Super Frau, super Star. Ihr Auftritt: eine Orgie.'

Nürnberger Nachrichten
‚Brecht hin - Theodorakis her, Milva ist eine Diva. Göttlich ihr Anblick, göttlich ihre Stimme und Gottseidank für die Stuhlreihen in der Meistersingerhalle, die verhinderten, dass ihr das Publikum zu Füßen lag.'

Die Welt
‚Das war ein wahres Fest, diese schöne Frau zu betrachten und zu hören: Einheit von Klang, Ausdruck und Form und von so stimmlicher Kraft, dass einem die Schauer reihenweise über den Buckel krochen.'
‚Jubelnde Ovationen und ein lautstarker Fan im Rang, der für viele schrie: Milva wir lieben dich.'

Lübecker Nachrichten
‚Was für eine Frau! Zweieinhalb Stunden betörte Milva die hingerissenen Zuschauer mit ihrer schier unglaublichen Stimme, ihrer explosiven Ausstrahlung, ihrer Musikalität.
Die Lübecker spendeten frenetischen Beifall, wie man ihn in der Hansestadt selten hörte.'

Der Kurier, Wien
‚Blieb die Freude, diesem Vulkan zuzuhören, diesem Stimmphänomen, das in der internationalen Pop- und Chansonszene kein Gegenstück hat, dieser Diseuse, die alles, worum sich ihre Konkurrentinnen, bis hin zu Lisa Minnelli meinetwegen, bemühen, von Natur aus besitzt: das Urige unverfälschte, die aus dem Volk kommende Kraft, die Mischung aus Verruchtheit und Naivität, aus Kindlichem und Ewig-Weiblichem.'

Bild
‚Ob anspruchvolle Brecht-Titel oder Ohrwürmer wie "My Lord" und "Argentina", es gibt nichts, was Milva nicht beherrscht. Ein Konzert, das lange im Gedächtnis bleibt. Grazie'

Hannoversche Allgemeine Zeitung (1)
‚Das Phänomen Milva lässt sich in keine Schablone pressen. Keine Schublade ist groß genug für sie. Dort, wo man Grenzen ihres Talents zu entdecken glaubt, wird man beim Näherkommen eines Besseren belehrt. Geschmeidig wie das bewusste Pantherweibchen weicht sie sämtlichen Einordnungsversuchen aus. Bei allen in ihrer Branche nötigen Showeffekten ist sie in erster Linie eine Frau, die weiß, was sie will. Ihr Erfolgsrezept: sich selbst niemals untreu werden.'

Abendzeitung, München
‚Milva - das bedeutet schlicht Genialität mit fünf Buchstaben. Das ist ein Mensch, der fasst nur aus Stimme besteht, ein Geschöpf, ein wenig unwirklich, ein Kunstprodukt. Und doch viel mehr.
Milva - das ist klanggewordene Emotion. Ein Naturtalent, dessen Stimme des Vis-á-vis zuverlässig genau auf einen Nerv springt, der es wehrlos macht, zum Fühlen zwingt, zu Empfindung, Leiden, Freude.
Milva - das ist realitätgewordener Traum. Konkurrenzlos - eben Milva.'

Rheinfalz
‚Wenn sie in ihrer eigenen Sprache, dem Italienischen, lyrische Bilder haucht, dann werden Seelen weich und Ohren wachsen Antennen. Milva spaltet die gröbsten Klötze, wenn sie Maffay und Lindenberg feiert oder der Lilly Marleen das Kinn krault. Milvas Talent glüht rot und die Luft ist elektrisch.'

Kölnische Rundschau
‚Drei Federboas, vier herrliche Kostüme, vier Sprachen und eine einzelne Rose. Mehr benötigte die überzeugende Sängerin in ihrer durchweg ehrlichen Show nicht, um einen oftmals ergreifenden und anspruchsvollen Abend zu inszenieren, der beim Hörer ein übergreifendes Gefühl hinterlassen konnte.'

Dresdner Morgenpost
‚Sie verzauberte ein hingerissenes Publikum, dass der Diva zwei Stunden zu Füßen lag. Sie fauchte, sie hauchte, sie sprühte.'

Siegener Zeitung
‚Mit der ihr eigenen Mimik der Entschlossenheit, der Verzweifelung oder der betörenden Hingabe brennt sie unter dem anfeuernden Jubel ihrer Fans ein Feuerwerk der Lieder ab mit denen sie der Weltstar geworden ist.'

Harburger Anzeigen und Nachrichten (2)
‚In der Grauzone zwischen Schlager und Chanson nimmt Milva eine Sonderstellung ein. Sie hat das Mehr an Stimme, das Mehr an Ausdruckskraft, das sie von vielen Kollegen unterscheidet. Ihr Konzert endet standesgemäß mit Jubel und Zugaben.'

Hannoversche Allgemeine Zeitung
‚Auf der Bühne stand eine Frau, deren gleißende Schönheit sich der Vergänglichkeit zu widersetzen scheint und deren machtvolle Stimme alles umfasst, vom flüsternden Piano bis zum leidenschaftlichen Diskant; eine Stimme, die zärtlich sein kann und sinnlich, erotisch und lasziv, Hoffnung ebenso ausdrückt wie Hoffnungslosigkeit, Schwäche ebenso wie Stärke und Selbstbewusstsein. Diese Sängerin war locker, souverän und charmant, die Verehrung die ihr entgegengebracht wurde, genoss sie sichtlich gerührt.'

Mannheimer Morgen
‚Als Zugabe der Gassenhauer "Wir leben noch" und dann, als ihr aufmerksames Orchester nicht mehr auf der Bühne ist, da stimmt sie mit ganz kleiner Begleitung ein Chanson und zügelt ihre gewaltige Stimme, und der Ausdruck wirkt ganz echt, und die, die schon an der Saaltür waren, die kommen auf Zehenspitzen zurück, und es ist mucksmäuschenstill: diese Stille war die schönste Ovation für einen Star der Weltformat bewies.'
Süddeutsche Zeitung


Süddeutsche Zeitung
‚Am Ende gibt es stehende Ovationen für eine Künstlerin, deren gewaltige Stimme, gepaart mit perfekt inszeniertem Auftreten, den Glanz vergangener Zeiten zum Leben erweckt - Zeiten, in denen weibliche Stars noch Göttinnen waren.'


Anfang