Gestern und
heute
Eine Stimme - ein Klavier
El Tango de Astor Piazzolla
Die sieben Todsünden der Kleinbürger
La Chanson Francaise
Milva singt Brecht



DIE SIEBEN TODSÜNDEN DER KLEINBÜRGER
(Ballet chanté)

mit Symphonieorchester



Kurt Weill (1900-1950)
Bertold Brecht (1898-1956)


Anna I und Anna II --- Milva
Familie --- 1. Tenor / 2. Tenor / Bariton / Bass

mit Symphonieorchester

PROLOG
Anna I und Anna II
"Meine Schwester und ich stammen aus Lousiana"
Andante sostenuto

I. FAULHEIT
Familie
"Hoffentlich nimmst sich unsere Anna auch zusammen"
Allegro vivace

II. STOLZ
Anna I und Familie
"Als wir aber ausgestattet waren"
Allegretto, quasi Andantino

III. ZORN
Anna I, Anna II und Familie
"Das geht nicht vorwärts"
Molto agitato

IV. VÖLLEREI
Familie
"Da ist ein Brief aus Philadelphia"
Largo

V. UNZUCHT
Anna I, Anna II und Familie
"Und wir fanden einen Mann in Bosto"
Moderato

VI. HABSUCHT
Familie
"Wie hier in der Zeitung steht, ist Anna schon in Baltimore"
Allegro giusto

VII. NEID
Anna I und Familie
"Und die letzte Stadt der Reise war San Francisco"
Allegro non troppo

EPILOG
Anna I und Anna II
"Darauf kehrten wir zurück nach Louisiana"
Andante sostenuto

Weills Ballett "Die sieben Todsünden" entstand 1933, kurz nach der Ankunft des Komponisten in Paris, der ersten Station seiner Emigration. Das Werk wurde von Edward James in Auftrag gegeben, einem reichen Engländer, der seiner Frau, der österreichischen Tänzerin und Schauspielerin Tilly Losch, eine Auftrittsmöglichkeit schaffen wollte. Als Choreograph war Georges Balanchine vorgesehen, ehemals Mitglied von Serge Diaghilevs berühmter Truppe "Ballets russes". Weill verständigte sich mit seinem alten Partner Bertold Brecht, der für kurze Zeit in Paris Quartier bezog. Das Ballet wurde ziemlich schnell fertiggestellt, und am 7. Juni 1933 fand im Théâtre des Champs Elysées die Uraufführung statt. Sie erntete lediglich lauwarmen Beifall. Mehr Erfolg hatte das Stück in London, aber auch später erreichte es nie die Popularität etwa der "Dreigroschenoper".

Weills Musik ist in diesem Stück, obwohl scharf satirische Elemente keineswegs fehlen, im ganzen weicher als in den früheren der Zusammenarbeit mit Brecht entsprossenen Werken. Brechts irreales Amerika inspirierte den Komponisten zu einer sehr farbenreichen Partitur. Das Wechselspiel zwischen den Hauptfiguren Anna I und Anna II ist höchst originell ausgeführt und gibt vielseitig begabten Darstellerinnen reiche Gelegenheit zum Ausspielen ihrer Talente.

Zum Inhalt: Anna, eine junge Frau aus Louisiana, verlässt ihre Heimat, um in den grossen Städten Amerikas Geld zu verdienen und ihrer daheimbleibenden Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Sie wird begleitet von ihrer Schwester Anna II. Die beiden sind eigentlich nur eine einzige Person: Anna I verkörpert deren unkorrumpierte, gefühlsbestimmte Menschlichkeit, Anna II die "Stimme der Vernunft", die zur Eingliederung in die seelenlose Warenwelt rät. Die Situationen, in die das Doppelwesen Anna gerät, sind nach dem alten Schema der Sieben Todsünden erfunden. Die Bewertung der Todsünden wird von Brecht jedoch der Tradition gegenüber umgekehrt: sie erschienen letztlich als Ausdruck wahrer Menschlichkeit. Annas Weg durch die grossen Städte wird von der Familie ständig kommentiert. Am Ende kehrt sie, zu Geld gekommen, zurück und verhilft ihrer Familie zum ersehnten bescheidenen Wohlstand.



Kritiken


Volksstimme Dessau
23. Februar 2000
von Dr. Herbert Henning

Milva Konzert beim Weill-Fest

Dessau: Ovationen für "Die sieben Todsünden"

DESSAU. Mit glanzvollen Konzerten präsentierte sich Deutschen die Kammerphilharmonie Bremen unter Leitung des jungen schwedischen Dirigenten Patrik Ringborg zum Weill-Fest 2000. Die weltweit als Interpretin der Songs von Kurt Weill und Texte Berthold Brechts gefeierte italienische Diva Milva gestaltete in dem Pariser Exil 1933 uraufgeführten Ballet mit Gesang "Die sieben Todsünden" die Rollen der Anna I und Anna II.
Es ist nicht nur ein musikalisches, sondern vor allem auch ein einzigartiges visuelles Erlebnis, wie die italienische Diva die beiden unterschiedlichen Charaktere der Schwester sprachlich, mimisch und gestisch ausformt und dabei ihnen eine ganz unterschiedliche Identität verleiht. Bei Milva schwingt in jedem Augenblick der ganze Körper im Rhythmus der Weillsches Musik, die hier von besonderer Qualität ist.
Die in sieben Sätzen gestaltete Musik adaptiert in jedem Satz eine einzelne Musikform, wie Walzer, Foxtrott, Marsch, Tarantella und verdichtet sie mit symphonischen Klängen, durchgängig getragen von einem tiefe Traurigkeit charakterisierenden Leitmotiv. Weills Musik erinnert hier in ihrer klanglichen Ausdruckskraft und Intensität bisweilen an der musikalischen an die Symphonik Gustav Mahlers.
Und hier zeigte die Kammerphilharmonie in der musikalischen Ausformung der Partitur ihre Extraklasse. Milva durchlebt mit ungeheurer Expressivität, ständig zwischen Anna I und Anna II wechselnd, den argen Weg der Erkenntnis bis zu "ihrem kleinen Haus in Louisiana". Sie ist mit Stimme und Sprechgesang mal aggressiv, herausfordernd, bestimmend. Dann wieder schwesterlich-zärtlich, flehend, ratlos, verzweifelt und sehnsuchtsvoll. Ein Wechselbad musikalischer, brilliant ausgeformter menschlicher Empfindungen.
Dabei sind die Songs bis ins kleinste Detail inszeniert und doch bleiben in Milvas Interpretation Musik und Text, sind Weill und Brecht immer das Wichtigste.
Ein Glücksfall daneben war dazu die Besetzung der "Familie" mit dem herausragenden Nils Olsson (Tenor), Tobias Rapp (Tenor), Johannes M. Kösters (Bartion) und in der Rolle als "Mutter" Frank Girlich (Bass). 15 minütiger Beilfall, viele Bravos, Blumen und schliesslich stehende Ovationen.

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

























 

 

 

 

 

 

 

 

 

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